Joschua's Leserbrief 23:


Schlechte Zeiten = gute Zeiten!?


 

Als ich diese Zeilen schrieb, war es November und es war draußen trübe und nasskalt. Im Bezug dazu musste ich an einen Satz denken, der mich schon viele Jahre meines Lebens begleitet hat und der lautet: „Dunkle Tage seit gesegnet!“ Es handelt sich bei diesem Satz um einen tiefgründigen Satz mit weit reichender Bedeutung. Mit der Aussage sind nicht nur die dunklen Tage im Natürlichen gemeint ... nein - es sind damit vordergründig die dunklen Tage gemeint, die Menschen emotional mit ihrem Geist oder Körper erleben und durchleben. Denn bei genauer Betrachtung, sind es oft gerade diese dunklen Tage - diese dunklen Zeiten - die uns Menschen dazu verhelfen, dass wir mit einer neuen wertvolleren Seite des Lebens bekannt gemacht werden.

 

Und genauso verhält es sich auch mit den globalen Verhältnissen unseres Lebens - denn was wir Menschen zurzeit in Deutschland und sicherlich auch weltweit erleben sind allgemein schlechte Zeiten (dunkle Zeiten). Oder doch nicht? ... Ihr werdet jetzt sicher sagen: Was für eine dumme Frage - natürlich sind es schlechte Zeiten! Ich muss euch recht geben, aus der allgemeinen Betrachtungsweise, die unseren natürlichen Bedürfnissen entspricht, sind es schlechtere Zeiten, als wir sie vor einigen Jahren hatten. Betrachten wir einmal die Zeit, die wir im Moment erleben: Weltweit sind Unruhen in Verbindung mit Krieg, Terrorismus und Aufständen; Unterdrückung, Gewalt, Unfrieden, Armut und Ungerechtigkeit nimmt weltweit zu; die Wirtschaft (von der die Menschen in den Industrienationen abhängig waren und sind) nimmt stetig ab – und somit auch unser materielles Leben. Dies sind nur einige wichtige Punkte, die uns deutlich machen, dass wir uns in einer schlechten Zeit befinden.

 

Bei all der Tragik müssen wir erkennen, dass diese schlechten Verhältnisse, die wir als eine Epoche zurzeit erleben, von uns Menschen bewusst oder unbewusst selbst geschaffen wurden. Sicherlich nicht in der Form „bewusst“, dass wir diese schlechten Zeiten wollten. Aber alles, was im Leben geschieht, passiert oder geschieht auf der Grundlage von „Ursache und Wirkung“. Unser Problem ist, dass wir Menschen uns einfach über die in die Welt gesetzten oder produzierten Ursachen keine Gedanken machen, welche Wirkung sie haben werden. Soweit eine von uns geschaffene Ursache eine positive Wirkung hat, werden wir sicherlich gerne darauf verweisen, dass diese Wirkung von uns ausgelöst oder geschaffen wurde. Wer aber wird schon gerne zugeben, dass eine negative Wirkung als Ursache von uns selbst ausgelöst und geschaffen wurde. In vielen Fällen wird es dem Verursacher im Nachhinein auch wohl nicht unbedingt bewusst sein. Und hier liegt das derzeitige Problem, mit dem wir Menschen es weltweit zu tun haben: Mangelndes bewusstes Handeln führt in den meisten Fällen zu einer negativen oder „schlechten Lebensform“, wie wir Spezies „Menschen“ sie eigentlich schon immer auf diesem Planeten und nunmehr verstärkt erleben.

 

Lassen wir nun aber einmal das globale Bewusstsein der Menschheit hinter uns und betrachten unser persönliches Leben. Was können wir persönlich für uns und damit für die Mitmenschen tun? ... Wir müssen lernen bewusst zu leben und bewusst zu handeln. Wenn wir nicht bewusst handeln (= Ursache), passiert irgendetwas in unserem Leben oder dem Leben anderer Menschen (= Wirkung = meistens Negativ). Wenn wir also eine bestimmte positive Wirkung für unser Leben und das Leben unserer Mitmenschen wünschen, müssen wir lernen bewusst zu handeln. In all den Jahrtausenden, wo wir als Menschen auf dieser Erde leben, haben wir es noch nicht gelernt bewusst zu leben = eine gute neue Lebenszeit zu erschaffen.

 

Es muss uns endlich einmal klar werden, die „schlechten Zeiten“ und auch die von uns allen gewünschten „guten Zeiten“ bilden sich nicht von alleine, sondern sind immer das Produkt unserer Gedanken oder unseres Handelns. Wir können uns auch als einzelner Mensch nicht davon freisprechen: nach dem Motto, nicht wir, sondern die anderen – zum Beispiel die Politiker – tragen die Schuld an der vorhandenen negativen Situation. An der vorhandenen Situation sind wir alle beteiligt gewesen und sind es immer noch. Auch wenn es ein weltweit globales Problem aller Menschen ist, so ist es letztendlich ein persönliches Problem eines jeden Menschen – und sei es unbewusst. Schon unsere Gleichgültigkeit und erst recht unser mangelndes bewusstes Handeln, macht uns zu Mittätern. Erst bewusstes Erwählen und Handeln verändert positiv unser Leben – und das kann ein jeder tun.

 

Aber schauen wir einmal etwas in die vergangenen Jahre zurück und fragen uns: Warum haben wir nicht bewusst erwählt und gehandelt? Die Antwort darauf ist: Wir hatten es nicht nötig! Die Zeiten waren im Allgemeinen für uns „gute Zeiten“ (auch wenn ich es aus einer anderen Betrachtungsweise anders sehe). Nun sind nach den „fetten Jahren“ wieder „magere Jahre“ angebrochen. Zeiten oder Jahre, aus denen wir etwas entnehmen oder lernen könnten. Schlechte oder magere Zeiten bringen die positive Eigenschaft mit sich, dass wir Menschen wieder anfangen bewusster zu denken und zu fühlen: Wir werden sensibler gegenüber allen Dingen und allen Leben um uns; wir erkennen das innere Werte mehr bedeuten als materieller Besitz; wir empfinden wieder mehr Liebe für unseren Nächsten und sind demzufolge auch wieder mehr bereit füreinander etwas zu tun.

 

Wenn wir also aufhören würden, diese Zeiten nur zu bejammern – zu bejammern, dass uns viele materielle Dinge nicht mehr möglich sind und uns vielleicht auch genommen wurden – könnten wir uns wieder auf die wesentlicheren Dinge des Lebens besinnen, auf sie konzentrieren und an ihnen erfreuen. Denn: „Der wahre Reichtum des Lebens ist inwendig in uns!“

 

Um diesen Reichtum zu finden, ihn zu erwecken und ins Leben umzusetzen, bedarf es oft Zeiten, die wir als die „schlechten Zeiten“ ansehen. In Wahrheit sind es vielleicht nicht gerade die guten Zeiten – aber es könnten die Zeiten sein, aus denen die wahrhaft „guten Zeiten“ erschaffen werden und entstehen. Wenn wir so weit im Verständnis gekommen sind, werden wir auch die Bedeutung „dunkle Tage seid gesegnet“ verstehen. Wenn die Erkenntnis, dass wahrer Reichtum in einem jedem Menschen inwendig vorhanden und nicht an materiellem Besitztum gebunden ist, erst durch dunkle Tage in uns erweckt wird, dann sind „Schlechte Zeiten für uns gute Zeiten“.